Content und Godzilla
Es liegt in der Natur des Menschen, jeden Tag neuen Superlativen zuzustreben. Das ging mir schon als Kind so. Kaum hatte ich gelernt, dass etwas, zum Beispiel die Musikgruppe Trio, „super“ ist, nannte es am nächsten Tag irgendjemand „mega“ und am darauffolgenden Tag „hyper“.
Dieses Streben zum Weiteren, Höheren, Besseren hat auch mich gepackt. Ende der 80er Jahre habe ich meinen Mathematiklehrer tagelang damit gequält, wie denn die griechischen Vorsilben für hohe Zehnerpotenzen heißen. Er kam von Kilo, Mega, Giga nur bis Tera. Tja, gab halt auch noch keine Wikipedia, die ihm den Rest verraten hätte: Peta, Exa, Zetta und Yotta.
Etwa zehn Jahre später sprach alle Welt von den tollen Chancen des Internets. Die Börsenprospekte waren gespickt mit Superlativen, die ich mittlerweile alle vergessen habe. Ein Ausdruck ist allerdings hängen geblieben bei mir: „Content is King!“ Das sollte soviel heißen wie: Webseites ohne Inhalt guggt kein Mensch. Bald darauf bekam ich zu hören: „e-Commerce ist King Kong!“ Das bedeutet übersetzt: „Schön, dass ihr nette Inhalte veröffentlicht! Aber Ätsch, wir verkaufen Ware über das Internet und verdienen damit richtig viel Geld!“
Neulich lese ich folgende Schlagzeile: „Pro7Sat1-Hoffnungsträger Bartl verspricht: `Content ist King Kong`“. Mein Bekannter, von mir auf diese Entwicklung hingewiesen, meinte dazu ganz pragmatisch: „Wenn Content jetzt King Kong ist, dann muss e-Commerce Godzilla sein!“
Ob das das Ende ist? Ich meine nein, das wird sich doch noch steigern lassen! Heute der Südpol, morgen der Mond und übermorgen der Mars. Und wie heißt es gegen Ende der russischen Nationalhymne (und wie mein Bekannter einwarf auch der Bayern-München-Hymne „Stern des Südens“)? „Und so war es. Und so ist es. Und so wird es immer sein.“
Neueste Kommentare